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Wie ist es wenn sich Väter mit Ihren Kindern auf machen und Vatertag und Kindertag als Anlass zu nehmen, gemeinsam und ohne ihre Frauen und Mütter in den Urlaub zu fahren?

6 Männer um die 40 mit Kindern von 3 bis 13 Jahren machten sich auf den Weg in die Einsamkeit der Brandenburger Wälder und Seen. Babies und Kleinkinder blieben bei der Mama zu Hause.

Ausgestattet mit allem was man zum Überleben braucht: Grill, Fleisch, Fußball und Badehose - und 4 große Taschen jeweils von den Müttern der Kinder gepackt.

Nach 2 Stunden Anfahrt mit Pipi Langstrumpf und Kika Tanzalarm werden die Koffer erst mal nicht ausgepackt. Viel wichtiger ist es das Revier zu erkunden und in Besitz zu nehmen. Der Steg wird besichtigt, die Boote begutachtet und die Wassertemperatur gemessen. Das Wasser erfrischt und die Boote erzählen von Abenteuern weit draußen auf den fernen Meeren Brandenburgs.

Aber irgendetwas fehlt. Warum ruft keiner nach der Sonnencreme, der 3l Wasserflasche oder den Wasserschutzwesten? Keiner bemängelt den wackeligen Steg und die fehlenden Sonnenschirme? Ach ja - die Frauen sind ja zu Hause.

Überall sehe ich sichtlich entspannte Gesichter.

Für die nächsten Tage gibt keinen Plan. Kein Programm. Nichts. Die Planung ergibt sich immer intuitiv aus der Situation heraus. Die Sonne brennt - also fahren wir zum Strand - wir sind erschöpft - dann geht es wieder nach Hause - wir haben Hunger - der Grill glüht schon vor - es wird dunkel - die Kinder werden ins Bett gebracht - Brennholz ist alle - die Männer gehen schlafen.

Der Tag vergeht mit baden, Fußball spielen, baden, Eis essen, baden und wieder Fußball spielen. Die Höchstleistungen des Tages bestehen darin die Fußbälle aus dem Schilf zu angeln und am elegantesten vom Steg ins Wasser zu springen - allein oder synchron in der Gruppe.

Gut für das eigene Ego - alle Männer haben den gleichen kleinen Bauchansatz.

Jeder der Männer fühlt sich verantwortlich für alle Kinder und vertraut auch jedem sein Kind an. Sei es zum Schach spielen oder zum Rudern auf dem See. Sobald der eigene Vater in der Nähe ist, hat er das letzte Wort. Dieses letzte Wort kann eine knappe Anweisung oder ein ausufernder Dialog werden, je nach Vater.

Mitunter erfordert es einiges an Disziplin andere Erziehungskonzepte zu ertragen, aber es schult auch die eigene Toleranz - richtig oder falsch - jeder bekommt das Kind das er erzogen hat.

Am Abend werden die Männer mit den schnellsten Autos losgeschickt um Nahrung für das Abendbrot zu erjagen. Mangels überlaufendem Wild muss der nächste Supermarkt herhalten.

Die übrigen Männer entfachen das Feuer gekonnt mit einem Feuerzeug und einem Stück Kohlenanzünder. Rund um das Feuer im Grill werden Geschichten erzählt und Lebensentwürfe verglichen. Der eine oder andere stellt dabei fest, dass er es gar nicht so schlecht zu Hause hat.

Die Kinder spielen Verstecken, Ponny reiten und später Nintendo. Für ein aufgeschürftes Knie wird dringend ein Pflaster gesucht. Gut dass Mama Verbandszeug in eine der 4 Taschen eingesteckt hat.

Das Ritual zum ins Bett bringen ist dann wieder ganz privat und individuell. Die Männer schaffen es dann doch noch mal ans Feuer und lassen den Abend mit einem Single-Malt Whisky ausklingen.

Was kann es für ein schöneres Geschenk geben für die Ehrentage der Väter und Kinder als eine geschenkte, gemeinsame Zeit - geschenkt von den Müttern - mit der Erkenntnis dass es noch etwas anderes als die perfekte Erziehung und Nestwärme gibt und dem Vertrauen dass dieses "andere" nur die Vätern und Kinder in den Wäldern und Seen dieses Landes finden können.
 

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